Ich, Ännie, Foto von Anouk Wagener (Fotograf: Jens Bluhm)

Ich, Ännie

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Vorführungstermine:

Freitag, den 29. und Samstag, den 30. September um 20 Uhr

Ein Remix, ein Monolog, eine Antwort von Ännie

Eine Bearbeitung des Stückes „Ännie“ von Thomas Melle, für eine Schauspielerin, von Anouk Wagener und Jens Bluhm.mit Anouk Wagener / Regie Jens Bluhm

mit der freundlichen Unterstützung der Fondation ETE, des Fonds Culturel National und der Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte

am Freitag, den 29. und Samstag, den 30. September  
um 20 Uhr im Kasemattentheater

In dem Stück „Ännie“ von Thomas Melle geht es um das Verschwinden eines sechzehnjährigen Mädchens und die Reaktionen der Gesellschaft darauf. Wer war diese Ännie, oder Annemarie, oder Anne, oder Anni, die nie richtig dazugehört hat und immer eine Außenseiterin war? Niemand hat sie verstanden, dieses „hochbegabte Kind“, diese „manipulative Bitch“. Was ist mit ihr passiert? War es Selbstmord? Gewalttat? Gang in den Untergrund? Islamisierung?
Die Lücke, die Ännie hinterlässt, gibt Aufschluss über die Träume und Wünsche der einzelnen Figuren – Ännie wird zur Projektionsfläche einer Gesellschaft, eine Projektionsfläche der Ängste und des Hasses, zu einem Nährboden verschwörungstheoretischer Phantasien. Die titelgebende Figur, das Mädchen Ännie, tritt in Melles Text gar nicht auf, bekommt keine Stimme und findet keine Gestalt. Ihre Facetten sind durch die wirren und kruden Theorien ihrer Mitmenschen verwaschen. Dieser dramaturgische Schachzug, mit dem Melle die um einen klaren Sachverhalt herum wuchernden Gerüchte entblößt, ist faszinierend.
Doch was ist los mit Ännie? Muss sie die „wirkungslose“ Projektionsfigur bleiben? Vielleicht ist Ännie nur abge-
hauen, weil sie es in der Gesellschaft nicht mehr aushält.
Wir schließen die Lücke, die Ännie hinterlässt. Ännie ist nicht mehr die verschollene Titelfigur – Keiner außer Ännie tritt auf. Die Gesellschaft projiziert nicht mehr auf sie, sondern Ännie reflektiert über ihre Mitmenschen. Das gegenwärtig Faule innerhalb der Gesellschaft wird zur Fluchtursache Ännies. Die Gesellschaft ist für sie das Unerträgliche.
Ännie: Ein Mädchen mit Koffer auf der Flucht in die andere Richtung. Eine sich selbst vorsätzlich isolierende weibliche Robinson-Crusoe-Figur, die aus ihrer unverorteten Isolation heraus über Ihre ehemaligen Mitmenschen reflektiert.
“Die Sprachgewalt des Romanciers, Dramatikers und Übersetzers Thomas Melle (1975) ist offensichtlich. (...) Anouk Wagener [schafft es], die unterschiedlichsten Facetten ihrer Figuren zu formen. Sie mimt sie alle selbst, aus eigener Perspektive. (...) Wagener verkörpert ihre Rollen dabei mit großer Spielfreude und körperlicher Hingabe. Mit Ich, Ännie ist [Regisseur Jens] Bluhm eine schrille, lexikalisch spritzige und kurzweilige Bühnenarbeit gelungen.”
Claude Reiles, d’Lëtzebuerger Land, 7. Juli 2017

Plakat für Ich, Ännie