Motif Ein Kind unserer Zeit

Ein Kind unserer Zeit

von Ödön von Horváth

mit Franz L. Klee (Musik/Schauspiel),
Nickel Bösenberg und Leila Schaus

Regie Carole Lorang
Dramaturgie Mani Muller

Eine Ko-Produktion von Compagnie du Grand Boube, CAPE - Centre des Arts Pluriels Ettelbruck und Kulturhaus Niederanven in Zusammenarbeit mit dem Kasemattentheater.
Mit Unterstützung der Fondation Indépendance und der Stadt Luxemburg

 

Anfang der 1930er Jahre war Horváth ein erfolgreicher und viel gespielter Dramatiker, der sein Einkommen vor allem aus seinen Stücken zog. Als zunächst in Deutschland, dann auch in Österreich seine Stücke verboten und seine Bücher verbrannt wurden, verlegte er sich, der Not gehorchend, auf das Schreiben von Prosa. Mit der Niederschrift seines letzten Romans Ein Kind unserer Zeit hatte Horváth noch 1937 in Österreich begonnen. Er erschien schließlich 1938, kurz nach dem Tod des Autors, in Amsterdam. Ein Kind unserer Zeit, erzählt die Geschichte eines desillusionierten jungen Mannes, der auf der Suche nach seiner eigenen Identität dem Sirenengesang des Totalitarismus folgt und zu dessen Soldaten wird. Als kriegsverherrlichender, fanatischer Mensch verkörpert er jene Mitläufer, die sich – aus Schwäche, Hass oder aus dem Gefühl der eigenen Leere heraus – von der mörderischen Ideologie des Nationalsozialismus haben treiben lassen. Horváth will über die Gefahr und Verbrechen des Nationalsozialismus aufklären; warnen, nicht blind den hohlen Sprüchen und Phrasen zu folgen und gewissenhaft zu handeln. Zudem lässt er sehr gelungen die negative Stimmung der Zeit spüren und zeigt ihre Konsequenzen.

Mit dem Roman, der natürlich auch von den Nazis verboten wurde, übte Horváth offensichtliche, heftige Kritik am Deutschland unter Adolf Hitler – und das obwohl mit keinem Wort der Ort der Handlung verraten wird. Hintergrund für das Schreiben von Ein Kind unserer Zeit waren die Besetzung des Rheinlandes und die Unterstützung Francos im Spanischen Bürgerkrieg durch deutsche und italienische Faschisten. Aber Horváth gelingt es, über sein Bewußtsein des verheerenden Gedankenguts der dreißiger Jahre hinaus, eine zeitlose Parabel über den Uniformierten, den Gedankenlosen zu zeichnen. – „Denken bringt auf blöde Gedanken,“ heißt es im Buch. Wie und warum wird ein junger Erwachsener zum anonymen Instrument skrupelloser Kriegstreiber? Von der erschütternden Aktualität des Textes überzeugt, bearbeiten Regisseurin Carole Lorang und Autor/Dramaturg Mani Muller den Roman fürs Theater. Gerade im Hinblick auf die Anwerbung immer mehr Jugendlicher durch die „heiligen Krieger“ in Syrien und im Irak, ist das Thema wieder brisant.

 

Vorführungstermine:

am 1. und 2. März um 20 Uhr