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Aus der damaligen Gegenwart Tagebucheinträge von Paulheinz Wantzen

Luxemburg 1942-44: Tagebucheinträge eines deutschen Journalisten während der NS-BesatzungAufzeichnungen von Paulheinz Wantzen

gelesen von Marc Limpach

Eine Koproduktion des Kasemattentheaters mit dem CNL

Private Tagebücher sind durch ihre zeitliche Nähe zu den berichteten Ereignissen und deren damaliger Deutung eine besonders fruchtbare Quelle für die Alltagsgeschichte. Tagebücher enthalten auch öffentlich nicht artikulierbare Meinungen und private Beobachtungen. Der Journalist und Schriftleiter der Münsterschen Zeitung, Paulheinz Wantzen (1901-1974), führte in der Zeit von 1939 bis 1946 ein ausführliches Tagebuch, am Ende bestehend aus 19 Büchern mit insgesamt 6.200 Manuskriptseiten. Diese Lesung aus Wantzens Tagebuch beschränkt sich auf seine für uns besonders interessanten Aufzeichnungen und Berichte während seiner Dienstverpflichtung in Luxemburg (1942-1944). Im Rahmen der Ausstellung des CNL „Luxemburg und der zweite Weltkrieg - Literarisch-intellektuelles Leben zwischen Machtergreifung und Epuration“ wurden die publizierten Tagebuchaufzeichnungen von Paulheinz Wantzen während seines fast zweijährigen Aufenthalts in Luxemburg erstmalig für die hiesige Forschung entdeckt. In ihrer Ausführlichkeit bilden diese Tagebuchaufzeichnungen „in der damaligen Gegenwart“ eine einmalige und für Luxemburg bisher unbekannte Perspektive eines hellhörigen „Reichsdeutschen“ auf die NS-Besatzungspolitik und das damalige Leben in der Stadt Luxemburg. Am 3. Dezember 1942 kam Wantzen aus Münster, über Koblenz und Trier, nach Luxemburg um im „Nationalblatt“ und im gleichgeschalteten „Luxemburger Wort“ zu arbeiten und zu schreiben. Wantzen war nie Mitglied der NSDAP, wie sehr viele seiner deutschen Zeitgenossen sympathisierte jedoch auch er mit den vorgestellten Plänen und Zielen des Regimes und hoffte auf den „Endsieg“. Er stand der NS-Besatzungspolitik und der Gauleitung unter Gustav Simon aber auch sehr kritisch gegenüber, wie er in vielen Bemerkungen zum Ausdruck brachte. Die Lesung bietet einen unverstellten, authentischen Blick auf die damaligen Verhältnisse aus Sicht eines schreib-gewandten Besatzers. Erstaunlich offen und detailliert beschreibt Wantzen seine Erlebnisse und Eindrücke: von dem ersten Treffen – direkt nach seiner Ankunft in Luxemburg – mit dem Kollaborateur Eugen Ewert, über die Reaktionen der Luxemburger auf die verschiedensten Maßnahmen der Gauleitung, die Stimmung im „weitbekannten Café Namur“, das Nachtleben im Hotel, die Angst vor Bombenangriffen, bis hin zum überaus chaotischen Abzug der deutschen Besatzer im September 1944. 

Diese Lesung ist für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung geeignet.

 

Vorführungstermine:

am 15. Dezember um 20 Uhr