Illustration Zweite allgemeine Verunsicherung

Zweite allgemeine Verunsicherung

Vorführungstermine:

am 3. 8. 9. 10. 15. und 16. Februar 2018 um 20 Uhr

von Felicia Zeller

mit Eugénie Anselin, Dominik Raneburger
und Anouk Wagener
Regie Jens Bluhm  
Regieassistenz Liss Scholtes

eine Produktioun des Kasemattentheaters

Felicia Zellers neuestes Stück, Zweite allgemeine Verunsicherung (UA Schauspiel Frankfurt im Februar 2016), stellt einen sozialen Zustand zur Schau. Und die Situation scheint ausweglos. Drei Verortungen benennt die Autorin für ihre Recherche: den roten Teppich, das Theater und das Hinterzimmer. Protagonistin ist dabei eine Sprache, die sich die Dynamiken einer neurotischen Gesellschaft  längst einverleibt hat. Da versagen alle Selbstvergewisserungen, da ist selbst eine Entschuldigung keine Irritation mehr, da wird jeder Auftritt von den immer gleichen Automatismen angetrieben: die Performance der Wiederholung der Wiederholung des Scheiterns.
Früher waren Galaveranstaltungen und Preisverleihungen doch noch ein willkommener Anlass einfach nur gut auszusehen. Diese Zeiten sind vorbei. Vorwürfe und Selbstvorwürfe beginnen bereits auf dem roten Teppich. “Klumpenapokalypse” heißt nicht nur der Debütfilm des Regisseurs, dessen neuer Film “Überleben im eigenen Leben” an diesem Abend einen Preis erhalten soll, eine Klumpenapokalypse bilden auch die sich fortschreibenden Kommentare, Beobachtungen und Interventionen der Galateilnehmer. Jede Äußerung wird zum Statement, zur Belehrung, zum Appell. Alles bietet Anlass zu Kritik und Selbstkritik, Schuld, Verunsicherung, Aggression, Verzweiflung. Szenenwechsel: Bei den 22. Bottroper Power-Tagen läuft eine prominente Vortragsreisende Amok. Angestaute Aggressionen schwappen an die Oberfläche, die Erdkruste reißt auf, der Himmel verdunkelt sich. Fiktion und Realität, apokalyptisches Szenario und tatsächliche Katastrophe werden ununterscheidbar. Depression für alle. Nur wer sich in die Nicht-Einverständnis-Erklärungsliste einträgt und gute Entspannungsübungen kennt, wird am Ende ins Hinterzimmer eingelassen, in dem einige der Galateilnehmer überleben.
Ein grotesk-fantastisches Stück über Selbstzweifel und gekränkte Hoffnungslosigkeit in unserer narzisstisch-depressiven Gesellschaft.