Unglücklich die Zeit, die Helden nötig hat!

Mit der Unterstützung der Fondation Robert Krieps

Nach dem 2. Weltkrieg wird die Luxemburger Bevölkerung, vor allem von führenden Politikern, sehr schnell in zwei Gruppen unterteilt: 95 Prozent der Luxemburger wären demnach heldenhafte Widerständler gewesen, daneben hätte es eine, nur verschwindend kleine Gruppe von Kollaborateuren gegeben. Doch zwischen dem sehr seltenen Heldentum und aktiver Kollaboration, gab es vor allem sehr viele Grautöne. Als die Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Luxemburg einmarschierte, war nichts wirklich vorbereitet. Die Regierung floh ins Ausland und eine aus hohen Beamten bestehende Regierungskommission, wurde gegründet. Ende Juli 1940 wurde die deutsche Zivilverwaltung, mit Gauleiter Gustav Simon an der Spitze, eingesetzt. Die Regierungskommission wurde in Verwaltungskommission umbenannt und wurde wohl oder übel zu einer Art Mittelinstanz zwischen den deutschen Besatzern und den unteren luxemburgischen Behörden. So klein er auch gewesen sein mag, so hatten die hohen Beamten doch wohl in der Frühzeit der Besatzung noch einen gewissen Handlungsspielraum. Einige Mitglieder der Verwaltungskommission halfen jedoch, bewusst oder unbewusst, der deutschen Zivilverwaltung, den luxemburgischen Staatsapparat zu übernehmen. Als die Verwaltungskommission dem Gauleiter nichts mehr brachte, wurde sie Ende 1940 aufgelöst.

Die Texte für diese Lesung stammen vor allem aus den Epurations- und Verwaltungsdossiers von Louis Simmer, in der Verwaltungskommission zuständig für das Schulwesen, von Oberinspektor Reuland und von dem für den Kreis Esch zuständigen Schulinspektor Nicolas Schmit, dessen “offenes Bekenntnis zum Deutschtum und zur nationalsozialistischen Weltanschauung” ihm von den Nazis hoch angerechnet wurde. Hier kann man durch ihre persönlichen Stellungnahmen aus den Archiven ihre unverfälschten Stimmen hören, die Beschreibung ihrer angeblichen Gewissensnöte, ihre als Besonnenheit getarnte Feigheit, ihre nachträglichen Rechtfertigungen... Die Lesung wird kontrapunktisch ergänzt durch die wütende, manchmal schrille Stimme des Lehrers und Resistenzlers Albert Wingert, der, nach seiner Rückkehr aus Hinzert und Mauthausen, vergeblich nach Aufklärung und Gerechtigkeit in der Nachkriegszeit verlangt.

“Une lecture de textes qui pose des questions importantes (...) La lecture revient sur un passé qui dérange, un passé vite zappé. Et pourtant, pour paraphraser un (...) président français, rechercher et oser affronter des réalités historiques, même désagréables, ‘c’est tout simplement défendre une idée de l’homme, de sa liberté, de sa dignité’”
Denis Scuto, Tageblatt, 24. Oktober 2015

“ein enorm wichtiger Beitrag zur Aufklärung dieses Teils der Luxemburger Vergangenheit”
Valerija Berdi, Radio 100komma7, 27. Oktober 2015

“beeindruckend und lehrreich zugleich (...) die Lesung von Feitler und Limpach, die explizit als Denkanstoß gedacht ist, [ist] sehr gelungen. Denn auch nach 70 Jahren sind die Fragen zu Zivilgehorsam und Zivilcourage weiterhin aktuell. Nach dem Erfolg im Kasemattentheater planen die beiden, die Lesung an weiteren Abenden zu wiederholen.”
Pol Schock, Luxemburger Wort, 30. Oktober 2015

Vorführungstermine:

Freitag, den 10. März 2017 im Escher Theater