Motif Arnold Hau

Das HAU-Projekt

Nach Texten von Arnold Hau, Robert Gernhardt, F. W. Bernstein, F. K. Waechter, u.a.

mit Nickel Bösenberg, Dominik Raneburger und Pitt Simon
Textauswahl und Regie Jacques Schiltz

Vorstellungen am Mittwoch, den 20. Mai und am Freitag, den 22. Mai 2020
um 20 Uhr im Kasemattentheater

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus wurden alle Vorstellungen im Kasemattentheater bis August ausgesetzt. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Eine Produktion des Kasemattentheaters

Arnold Hau (* Januar 1900 in Ratzeburg † unbekanntes Todesdatum): Dichter, Denker, Zeichner, Philosoph, Natur-
forscher, Filmemacher, Städteplaner, Polemiker, Universal-
gelehrter. Niemand hat Vergleichbares zur Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts beigetragen; niemand wurde auf dilettantischere Weise von den Geistes- und Kulturwissen-schaften übersehen als der Autor der berühmten Verse: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“

In den sechziger Jahren begannen drei Gründungsmitglieder der Neuen Frankfurter Schule1 und spätere Gründungsväter des Magazins Titanic – Robert Gernhardt, F. W. Bernstein und F. K. Waechter – sämtliche auffindbaren Werke des Genies zu sammeln, und veröffentlichten diese in dem biographischen Band Die Wahrheit über Arnold Hau, sowie in der Zeitschrift pardon unter der Kolumne Welt im Spiegel (WimS). Von 1969 bis 1981 bemühte sich die Gruppe Arnold Hau das kinematographische Erbe Arnold Haus zu bewahren. Obwohl zahlreiche Meisterwerke leider wohl ewig verschollen bleiben werden, konnten einige seltene Perlen der siebten Kunst gerettet werden, darunter das bildgewaltige Epos Milchkännchen und Fischstäbchen in der Antarktis, Die Hau-Schau sowie der dokumentarisch angehauchte Kurzfilm Der Bayerische Wald mit den Augen eines Arschfickers gesehen.

Trugen diese Bemühungen zweifellos dazu bei, sein umfassendes Oeuvre einem größeren Publikum zugänglich zu machen, bleiben Person und Wirken Arnold Haus weiterhin fast gänzlich im Dunkeln. Um dieses peinliche Versäumnis der akademischen und literarischen Milieus ein für alle Mal nachzuholen, nehmen sich drei Schauspieler und ein Regisseur mit nicht abgeschlossenem Germanistikstudium eine ganze Woche Zeit, um im Kasemattentheater ein aufklärerisches und notwendiges Symposium vorzubereiten, damit der Name Arnold Hau endlich in einem Atemzug mit seinen Ebenbürtigen (Goethe, Schiller, Mozart, Einstein) genannt werden kann. Wesentliche Teile der Kulturgeschichte müssen neu geschrieben werden!

 

1     Als Neue Frankfurter Schule (NFS) bezeichnet man eine Gruppe von Schriftstellern, Zeichnern, Satirikern und Karikaturisten, die in den 1960er und 1970er Jahren aus den Redaktionen der Satirezeitschriften „Pardon“ (1962-1982) und „Titanic“ (gegründet 1979) hervorging. Den Namen NFS gab sich die Gruppe jedoch erst zu Beginn der 1980er Jahre – in Anlehnung an die Frankfurter Schule, die sich unter Federführung der Philosophen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in den 1920er und 1930er Jahren am Frankfurter Institut für Sozialforschung etabliert hatte. Der Bezug zur Frankfurter Schule ist bewusst zweideutig. Einerseits kann man ihn satirisch verstehen, denn wörtliche oder verfremdete Zitate von Adorno und anderen bedeutenden Philosophen spielten in der literarischen Praxis der NFS eine wichtige Rolle, z. B. Robert Gernhardts Humoresken „Es gibt kein richtiges Leben im valschen“ (1987). Es gibt jedoch auch ernsthafte Verbindungen, denn sowohl Horkheimer und Adorno als auch zahlreiche Mitglieder der NFS sahen die Kulturkritik im Zentrum ihres Schaffens. Zu den charakteristischen Stilelementen der NFS gehört das Spiel mit der Sprache, die Verbindung von Literatur, Comic, Cartoon und Film, der Verfremdungseffekt, das Nebeneinander von Tiefsinn und Blödelei, von Nonsens und kritischem Scharfblick.

Vorführungstermine:

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus wurden alle Vorstellungen im Kasemattentheater bis August ausgesetzt. Wir bitten um Ihr Verständnis.